Etwas schaffen, das noch niemand gewagt hat? Etwas, das man selbst gerade noch für unmöglich gehalten hat? Es gibt viele Möglichkeiten, die Alpen zu überqueren: zu Fuß, mit dem Mountainbike, dem Gleitschirm oder wie einst Hannibal mit Elefanten. Ich wählte eine ganz andere Spielform des naturverbundenen Alpinismus: Ich lief barfuß. In meiner Multivisionsshow erzähle ich über meine Beweggründe und den langen Weg, der mich zum extremsten Barfußwanderer Deutschlands werden ließ. Erste hochalpine Probetouren führten mich unter anderem auf die Zugspitze oder auch auf dem Transalp-Klassiker von Oberstdorf nach Meran, bevor ich die bisher beispiellose Tour wagte: Ich überquerte die gesamten Alpen an ihrer breitesten Stelle von München bis Verona – natürlich barfuß. Jeden Meter der 500km und 30.000 Höhenmeter war ich auf blanken Sohlen unterwegs. „Notschuhe“ befanden sich nicht in meinem Gepäck. Dabei war anfangs völlig unklar, ob mein Vorhaben überhaupt durchführbar ist.
Zusätzlich zu der geplanten Tour nahm ich noch einige besondere alpine Leckerbissen mit: Ich stieg hinauf zu den Steinböcken im Karwendel, durchquerte die Zillertaler Alpen und begab mich in die Traumlandschaft der Dolomiten, wo der Pisciadu-Klettersteig eine echte Herausforderung bereit hielt. Auf der 3342m hohen Punta Penia, dem Hauptgipfel der Marmolada erreichte ich über einen Gletscher mit dem höchsten Punkt der Dolomiten auch den Höhepunkt meiner Wanderung. Viele unbekannte Berge wie der Lagorai, der Pasubio und die Monti Lessini lagen noch auf dem langen Weg bis zur alten italienischen Kulturstadt Verona, an deren Stadtrand die letzten Ausläufer der Alpen in sanften Hügeln enden.
Nicht nur Fotos einer traumhaft schönen Bergwelt in all ihren Stimmungen brachte ich von meiner außergewöhnlichen Reise mit, sondern gerade auch besondere Geschichten, die manch interessante menschliche Begegnung mit sich gebracht hat. Da ist z.B. der Jäger, der die Wiederansiedlung der Steinböcke zu seiner Aufgabe erklärt hat, die Sennerin, die noch immer auf einer Alm, die nur zu Fuß erreichbar ist, ihre Käserei betreibt oder der Künstler, der jeden Sommer mit seinen Ziegen und Hühnern in einem kleinen Zelt hoch droben an einem traumhaften Platz lebt - ein Platz, den kein Wanderer finden würde. Auch die sprachliche Vielfalt der Alpen ist beeindruckend. Neben deutsch, italienisch oder ladinisch in allen Schattierungen sprechenden Bergbewohnern traf ich auf einer entlegenen Hochebene auf einige der letzten Zimber, die ihre zimbrische Sprache, ein aus dem 12. Jahrhundert stammender süddeutscher Dialekt, bis heute in ihrer Abgeschiedenheit kaum verändert haben.
Dass eine barfüßige Alpenüberquerung nicht etwas für Masochisten sein muss, sondern bei entsprechender Übung sogar richtig Spaß macht, davon kann man sich in meiner mit Musik und Originalton unterlegten live kommentierten Multivisionsshow überzeugen. Und vielleicht nimmt der Zuschauer ja so manche Anregung mit nach Hause, die ihn bei der nächsten Wanderung auch einmal die Schuhe ausziehen lässt. Traumhafte Luftaufnahmen der gegangenen Route lassen aus dem Vortrag ein eindrucksvolles Gesamtkunstwerk werden.
Die Live-Reportage „Barfuß über die Alpen“ wurde beim internationalen Abenteuer- und Reisediafestival „El Mundo“ im Oktober 2010 mit dem 3. Platz ausgezeichnet.